Am Samstag, 16.03.19, erschien ein Artikel in der WN über unsere Mitarbeiterin, Marei Haarmann, und ihre Tätigkeit als Pain Nurse:
Wir kennen es von uns: Wenn wir Schmerzen haben, dann geht nichts mehr, und wir sind in unserer Lebensqualität enorm eingeschränkt. Manchmal hilft ein Schmerzmittel, und es ist wieder gut. Doch was macht man, wenn jemand nicht mehr sagen kann, wo es weh tut? Wenn auf die Frage: „Auf einer Skala von 0 bis 10: Wie stark ist ihr Schmerz?“ keine Antwort kommen kann, weil jemand beispielsweise dement ist oder aus anderen Gründen nicht antwortet. Dann kommt die Pain Nurse („Schmerzkrankenschwester“) ins Spiel.
Marei Haarmann ist solch eine Schmerzmanagerin. Eigentlich wollte sie Krankenschwester werden, doch dafür hätte sie bis zum Ausbildungsbeginn ein Jahr überbrücken müssen. So begann sie ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im Pflegeheim Friedrichsburg in Münster und machte schließlich die Ausbildung zur Pflegefachkraft. Seit 16 Jahren ist die examinierte Altenpflegerin eine feste Größe im Team und spezialisierte sich vor einiger Zeit auf dem Gebiet des Schmerzmanagements. Ihr Arbeitgeber bot ihr eine Weiterbildung zur Pain Nurse und die Mitarbeit im Aktionsbündnis „Schmerzfreie Stadt Münster“ an. Marei entwickelte in der Friedrichsburg mit anderen Pflegefachkräften Standards für das Schmerzmanagement in der Altenpflege.
Was macht eine Pain Nurse genau? Die Herausforderung des Berufes ist es, Schmerzen zu erkennen und zu erfassen, ohne dass sich manche Bewohner noch äußern können. Man muss den Bewohner gut kennen, als Infoquelle dienen auch die Angehörigen. Dann schauen die Schmerzexperten auf gewisse Verhaltensmerkmale. Was hat sich verändert? Der Gesichtsausdruck, erhöhter Blutdruck, weinen, Appetitlosigkeit, Unruhe – all das können Indikatoren für einen Schmerz sein. Dafür ist eine gute Beobachtungsgabe nötig. Anhand festgelegter Kriterien erfasst die Pain Nurse den Schmerz, und zwar in einer Ruhesituation (zum Beispiel im Bett) und in einer Belastungssituation, etwa wenn ein Bewohner in den Rollstuhl mobilisiert wird. Dabei lässt sich genau sehen, ob etwas unangenehm für den Schmerzpatienten ist.
Und was tut die Pain Nurse, wenn es brennt? „Wir arbeiten mit Ärzten und Angehörigen eng zusammen, kennen Diagnosen und die Medikamente, die eingenommen werden müssen. In Akutfällen können wir als Fachkräfte Schmerzmittel einsetzen, nach Anordnung des Arztes.“ Da nicht immer ein Mediziner in der Nähe ist, müssen die Schmerzmanager vorausschauen, gut beobachten und mit dem behandelnden Hausarzt eine Bedarfsmedikation anpassen, um im Akutfall reagieren zu können.
Die Spezialisierung zur Pain Nurse hat Marei Haarmann ganz neue Sichtweisen eröffnet und ihren Blick auf die Pflege verändert: „Es ist erfüllend zu sehen, wenn man etwas bewirken kann. Irgendwie hat sich mein Pflegealltag damit noch mal verändert. Für die alten Menschen ist das sehr wertvoll, was wir hier leisten“, sagt sie.
Das Aktionsbündnis gibt es nicht mehr, dafür eine Arbeitsgruppe von Pflegekräften der Krankenhäuser, die sich weiter mit dem Thema beschäftigen und zweimal im Jahr Aktionen initiiert. Marei Haarmann ist Teil dieser Gruppe und erlebt „wie wertschätzend Krankenpfleger gegenüber der Altenpflege aufgestellt sind“, wie sie sagt.
Übrigens arbeitet Marei bewusst nicht in Vollzeit. „Das habe ich mir so ausgesucht. Ich muss mal den Kopf frei kriegen. Und dafür reise ich gerne und gehe auf Festivals. 33 Stunden Pflege in der Woche reichen mir.“ Und wenn ihr auf Wacken der Kopf von lauter Musik dröhnt, helfen der Pain Nurse ein wenig Ruhe und maximal eine Kopfschmerztablette – und der Schmerz ist weg. (PM)