Fouad Kayalee ist seit 2020 Mitarbeiter in der Pflege und hat eine weite, lange und schwere Reise hinter sich. Der Syrer flüchtete aus seiner Heimat und hat seine Familie seit acht Jahren nicht gesehen. In Deutschland musste er ganz neu beginnen. In der Friedrichsburg hat der Pflegeassistent eine berufliche Heimat gefunden, in der er sich weiterentwickeln kann. Der nächste Schritt ist für ihn eine Ausbildung. Was ihn genau mit der Friedrichsburg verbindet und welche Erfahrungen er gemacht hat, dass erzählt er in diesem Interview:
Herr Kayalee, wie war Ihr beruflicher Werdegang bislang?
In Syrien habe ich studiert und als Bildhauer und Lehrer in einer Kunstakademie gearbeitet. Außerdem war ich freiwillig als Rettungssanitäter tätig. Nach der Flucht aus Syrien war ich zunächst in einem Flüchtlingsheim, bis ich erst eine Aufenthaltserlaubnis und dann eine Arbeitserlaubnis bekam. Ich absolvierte einen Integrationskurs und versuchte als Künstler zu arbeiten. Das war sehr schwer. Ich brauchte einen festen Job, mit dem ich Geld verdienen konnte. Also versuchte ich es als Sanitäter, dann im ambulanten Dienst und später bewarb ich mich in der Friedrichsburg.
Vom Künstler zum Altenpfleger? Was bedeutet Ihnen die Pflege von alten Menschen?
Für mich ist die Arbeit mit alten Menschen ein Stück Familie. Zu Hause sind wir immer in großen Familien zusammen. Wir kümmern uns gemeinsam um Kinder, kranke und alte Menschen. Nie ist jemand allein. Altenheime gibt es in Syrien nicht. Hier in Deutschland bin ich allein. Ich vermisse meine Familie und die Arbeit mit den alten Menschen tröstet mich. Ich stelle mir dann immer vor, es könnte mein Vater sein oder meine Oma.
War es einfach für Sie, sich in der deutschen Kultur zurechtzufinden?
Am Anfang habe ich viele Fehler gemacht. Ich habe die Bewohner*innen und meine Chefs geduzt, redete zu laut und war schnell aufbrausend in meinem orientalischen Temperament. Auch fehlte mir die professionelle Distanz, ich weinte oft, wenn ein Bewohner verstorben war. Die Leitung hatte sehr viel Geduld mit mir, stand uneingeschränkt hinter mir und hat mir in schweren Zeiten beigestanden. Für mich ist die Friedrichsburg meine Familie. Alle arbeiten zusammen, die Atmosphäre ist gut und ich lerne sehr viel über die Kultur. Was ist Karneval, Ostern, Sommerfeste? Heute kenne ich das und teile diese Erlebnisse gemeinsam mit den Bewohner*innen. Auch mein Deutsch wird besser.
Pflegeassistent Fouad Kayalee